„Ich glaube, eine Sache ausdrücken heißt, ihre Kraft bewahren und ihr den Schrecken nehmen“, schreibt Fernando Pessoa.
Tiefe Trauer scheint sich immer wieder einen Weg nach draußen zu suchen. Wie ein eingesperrtes, wildes Tier kratzt und rüttelt es an unseren inneren Zäunen und Grenzen. Sie will oder eher muss frei gelassen werden, in Worten, Bildern, Gedichten, oder in Taten. Ich finde es beeindruckend, welche Werke, Bücher oder auch Projekte aus Phasen der Verzweiflung und der gefühlten Hilflosigkeit entstanden sind.
Die Sommerferien hatten noch nicht richtig begonnen, wir hatten erst ein paar Tage zuvor das Ende von Julius‘ Kindergartenzeit und den bevorstehenden Schuleintritt gefeiert, da hat uns die Nachricht erreicht, dass Anna, Julius‘ Kindergartenfreundin, verstorben ist.
„Es ist jetzt das fünfte Kind“, sagt Katharina mit Tränen in den Augen. Sie meint damit, dass wir uns in den fast sieben Jahren, die wir uns nun kennen, bereits von fünf Kindern aus unserem Freundes- oder Bekanntenkreis haben verabschieden müssen.
Der Tod war für mich immer irgendetwas Abstraktes, fast Unrealistisches. Ich hätte nicht geglaubt, dass er in meinem Leben einmal so präsent sein würde.
Nadine, die Mama von Anna, hat nun ein berührendes Kinderbuch geschrieben und gestaltet.
Es ist bei Amazon erhältlich. Als Charity-Projekt werden 50 Prozent der Einnahmen dem Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen gespendet. Die anderen 50 Prozent werden dafür verwendet, dass betroffene Familien ein kostenloses Exemplar über die Hospizdienste erhalten.
Vielleicht kann das Büchlein anderen Familien helfen, sich dem Thema Tod zu nähern, aber vielleicht ermutigt es auch den einen oder anderen, selbst einen Stift in die Hand zu nehmen und mit dem Schreiben zu beginnen.
Marie-Claire van der Bruggen schreibt in ihrem Buch „Das Märchen vom Tod“, dass jede Seele einmal die Erfahrung machen will, wie es ist, auf der Erde jung zu sterben. Die Aufgabe, die diese Kinder in ihrem Leben hatten, ist vollbracht. Sie brauchen dafür nicht achtzig Jahre oder mehr.
Von meiner Ausbildung zur Hospizbegleiterin habe ich mir zwei Sätze ganz besonders gemerkt:
Es führt kein Weg an der Trauer vorbei -nur durch.
Trauer ist nicht das Problem sondern die Lösung.
Mögen die vielen liebevollen und schönen Erinnerungen an Anna den Schmerz überwiegen!
Das wünscht von Herzen
Erna